Sanierung der Schachtrupp-Villa (16.03.2021)
Aktuelle Meldung vom 16.03.2021: Kostenrahmen und Fördersumme für die Sanierung der Schachtrupp Villa Osterode am Harz werden erhöht



- Veränderung des Museumskonzeptes März 2012
- Planungen für die Sanierung des Ritterhauses ergaben, dass eine Sanierung des Bestandes unwirtschaftlich ist. Die Sanierung wurde aufgrund fehlender Mittel zurückgestellt
Seit der Fertigstellung der Villa durch die Familie Schachtrupp im Jahr 1828 erlebte das Gebäude unterschiedlichste private und öffentliche Nutzungen. Nachdem dann die Schachtrupp-Villa seit dem Jahr 2012 leer stand und nur noch sporadisch für temporäre Veranstaltungen genutzt wurde, wurde die Notwendigkeit einer Sanierung dieses wertvollen Einzeldenkmals immer offensichtlicher.
Der Grundlegende Ansatz zur Sanierung der Schachtrupp Villa war eine multifunktional nutzbare Umgestaltung. Um eine nachhaltig gesicherte Nutzung des Gebäudes zu gewährleisten, ist eine grundhafte Sanierung erforderlich. Wesentliche Aspekte bei der Sanierung sind die Herstellung der Barrierefreiheit, die Sicherstellung des Brandschutzes sowie die Vereinbarkeit der Maßnahmen mit dem Denkmalschutz.
Im Oktober 2017 wurde im Zuge eines EU-Weiten Verfahrens ein Teilnahmewettbewerb zur Vergabe der Objektplanungsleistungen ausgelobt. Nach Prüfung der eingegangenen Bewerbungen erfolgte im Februar 2018 die Beauftragung an das Büro bow-ingenieure aus Braunschweig.
Gem. Ratsbeschluss vom 22. Februar 2018 wurde das Büro bow-ingenieure konkret mit der Zielsetzung beauftragt, das Gebäude unter den o. a. Gesichtspunkten so umzubauen, bzw. zu sanieren, dass hier eine multifunktional nutzbare Begegnungsstätte entsteht, in der eine transformierte, moderne Bibliothek verortet wird.
Aktuelle Meldung vom 16.03.2021: Kostenrahmen und Fördersumme für die Sanierung der Schachtrupp Villa Osterode am Harz werden erhöht
Im Inneren und an der Fassade der Schachtrupp-Villa haben in den letzten Monaten Voruntersuchungen und Analysen durch verschiedene Fachingenieure, Bauhistoriker und einer Restauratorin, sowie umfangreiche Freilegungsarbeiten stattgefunden.
Im Vorfeld einer Baumaßnahme an einem so wertvollen, denkmalgeschützten Objekt sind diese Arbeiten unerlässlich, auch um Planungs- und Kostensicherheit zu erlangen und um im Zuge der Sanierung keine schützenswerte Bausubstanz zu zerstören. In Enger Zusammenarbeit mit der unteren Denkmalbehörde des Landkreises Göttingen und des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalschutz wurde die Vorgehensweise für die Voruntersuchungen abgestimmt und die angetroffenen Befunde dokumentiert. Die erarbeiteten Ergebnisse dienen nunmehr als Grundlage für die weiteren Planungen.
Die Einbauten aus den 1970er und 1980er Jahren wurden weitestgehend entfernt, um die Gebäudestruktur freizulegen und die Raumaufteilung wieder, wie ursprünglich vorhanden, herzustellen.
Es wurden dabei in weiteren Räumen im Erdgeschoss ähnlich aufwändige und prachtvolle Decken- und Wandmalereien, vergleichbar mit denen im Blauen Saal, in Teilen freigelegt. Verschlossene und zugemauerte Türen wurden geöffnet, sodass Blick- und Bewegungsachsen wieder wahrnehmbar sind.
Folgende grundlegende Untersuchungen/Planungen wurden bislang durchgeführt:
Grundlagenermittlung/Aufmaß
Als Grundlage für belastbare Planungen ist es zwingend erforderlich die vorhandene Gebäudesubstanz maßlich aufzunehmen und dieses Aufmaß in Grundriss-, Ansichts- und Schnittzeichnungen zu übertragen. Aufgrund des Status der Schachtrupp-Villa als wertvolles Einzeldenkmal wurde von der unteren Denkmalbehörde eine Bestandsaufnahme in der Genauigkeitsstufe III gefordert.
Nach vorheriger Marktrecherche zu Anbietern, die diese Dienstleistung erbringen können, wurde ein Ingenieurbüro für Vermessungsdienstleistungen mit der Bestandsaufnahme per 3D-Laserscan beauftragt. Das Ergebnis dieser Erfassungsmethode ist eine sogenannte Punktwolke, die das gesamte Gebäude von innen und außen dreidimensional und fotorealistisch abbildet. Mit entsprechender Software können aus dieser Punktwolke sehr maßhaltige Grundriss-, Ansichts- und Schnittzeichnungen generiert werden, die den Anforderungen der unteren Denkmalbehörde gerecht werden.
Mit der Erfassung des Gebäudes im o. g. Aufnahmeverfahren wurde im August 2018 begonnen. Der Vorteil bei dieser Methode ist die Genauigkeit, Messfehler sind weitestgehend ausgeschlossen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit auch im Nachgang noch Maße aus der Punktwolke zu erfassen. Es werden nicht zwingend weitere Ortstermine notwendig.
Sondierung des Bestandes
Um Aufschluss über die Beschaffenheit der Gebäudesubstanz, die verbauten Materialien und deren Zustand zu erlangen wurden an für wichtig erachteten Punkten Sondierungsöffnungen angelegt. Dies ist für eine sichere Planung und die Ermittlung belastbarer Kostenprognosen unerlässlich. Bevor jedoch diese Öffnungen von Zimmerleuten, Tischlern und Maurern erstellt werden konnten, wurde von der unteren Denkmalbehörde die Einholung einer denkmalrechtlichen Genehmigung gefordert. Bereits bei der Antragstellung musste jede Sondierungsöffnung detailliert dokumentiert werden. Die Lage jedes Sondierungspunktes musste in den zuvor erstellten Bestandsplänen dargestellt werden.
Nach dem Erstellen der ersten Sondierungen sind Im Zuge der Arbeit der hinzugezogenen Sonderfachleute zusätzliche Bauteilöffnungen erforderlich. Des Weiteren wurde in Absprache mit der unteren Denkmalschutzbehörde der Abbruch nicht bauzeitlicher Einbauten aus den 1970er und 1980er-Jahren beantragt, ausgeschrieben, vergeben und ausgeführt. Insgesamt summieren sich die untersuchten Bauteile auf rund 130 Einzelpunkte. Die freigelegten Bauteile mussten im Nachgang ebenfalls detailliert papierhaft Dokumentiert werden, was eine Anzahl von 4-5 Seiten pro Sondierungsbefund generiert Somit umfasst die Dokumentation ca. 600 Seiten.
Der substanzschonende Ausbau der vorgefundenen Materialien an den Sondierungspunkten, die Zwischenlagerung des Materials zum eventuellen Wiedereinbau und letztendlich auch die akribische Dokumentation vor, während und nach den Öffnungsarbeiten hat den Planungsprozess eingebremst. Die Arbeiten fanden, einschließlich der Vorbereitungen, Abstimmungen, Antragsstellungen, der Bauleitung vor Ort und der Dokumentationen im Nachgang zwischen August 2018 und Mai 2020 statt.
Bauhistorische Untersuchungen
Im Juni 2018 wurden bauhistorische Untersuchungen beauftragt. Die zu erbringenden Leistungen wurden in Absprache mit der unteren Denkmalschutzbehörde festgelegt. Der abschließende Bericht nach o. a. Kriterien lag im März 2019 vor.
Restauratorische Untersuchungen
Aufbauend auf eine bereits im Jahr 2009 durchgeführte, auf bestimmte Räume beschränkte Voruntersuchung wurde nunmehr eine Nachuntersuchung mit Vertiefung und Erweiterung der Untersuchungsbereiche beauftragt. Diese soll Aufschluss über die Raumkonzepte erbringen und einen Maßnahmenkatalog mit möglicher Präsentation von Wandabschnitten und/oder Primärdokumenten sowie eine Kostenschätzung für eine sinnvolle Restaurierung und/oder Konsolidierung von historischen Malereien und Putzschichten beinhalten. Der Auftrag an die Restauratorin erging im Oktober 2019. Die beim Rückbau von Einbauten aus den 1970er und 1980er Jahren im März 2020 freigelegten Wand- und Deckenmalereien machten im April 2020 eine Erweiterung um zusätzliche Untersuchungen notwendig. Der abschließende Untersuchungsbericht mit Befunddokumentation, Restaurierungskonzept und Kostenschätzung liegt seit dem 03. August 2020 vor.
Schadstoffgutachten
Nach Inaugenscheinnahme der untersuchten Sondierungsöffnungen zeigte sich, dass an mehreren Stellen der Verdacht auf Vorliegen von Schadstoffen besteht (u. a. Schlackenschotter, bituminöse Stoffe, KMF, Asbest). Daher war es erforderlich einen Schadstoffgutachter hinzuzuziehen, um Gewissheit über potenzielle Auswirkungen auf Vorsichtsmaßnahmen, Entsorgungsmaßnahmen und ggf. Austausch belasteter Bauteile zu haben.
Nach Angebotsabfrage wurde am 14. Juni 2019 die ein Unternehmen mit der Erstellung eines Schadstoffkatasters beauftragt. Das Untersuchungsergebnis lag am 13.08.2019 vor und wurde mit Nachtragsbeauftragung vom 14. Juli 2020 am 12. August 2020 um zusätzliche Analysen, die wiederum erst im Verlauf der Sondierungen notwendig wurden, ergänzt.
Bodengutachten
Um Planungssicherheit für weiteren Planungen bezüglich der Gründung zu erhalten wurde nach Angebotseinholung am 08. Juli 2020 ein Bodengutachter mit einer Baugrunderkundung beauftragt. Der abschließende Bericht lag am 26. August 2020 vor.
Holzschutzgutachten
Für eine fundierte Beurteilung der tatsächlichen Bausubstanz dieses Fachwerkgebäudes war es zwingend erforderlich, auf externen Sachverstand eines auf die Untersuchung und Begutachtung von Holzbauteilen spezialisierten Fachmannes zurückzugreifen. Dies ist auch vor dem Hintergrund einer nachhaltigen Sanierung des Gebäudes immens wichtig, zumal sich bereits an einigen Bauteilen sichtbare Schädigungen zeigten, deren Ursachen und Auswirkungen noch nicht absehbar waren.
Für die Durchführung dieser Leistung wurde zunächst ein Angebot durch den mit der Objektplanung beauftragten Architekten eingeholt. Nach Eingang des Angebotes wurde eine Internet- und Telefonrecherche durchgeführt und daraufhin von 4 weiteren standortnah ansässigen Fachleuten Angebote angefordert.
Am 10. Oktober 2018 wurde ein Sachverständigenbüro mit entsprechenden Untersuchungen beauftragt. Die notwendigen Öffnungen der zu untersuchenden Bauteile wurden von Zimmerleuten, größtenteils von einer Hebebühne aus, erstellt. Im Zuge der Untersuchungen wurden weitere Sondierungsöffnungen nötig. Der abschließende Bericht lag am 13. Dezember 2019 vor.
Brandschutzplanung
Für Fragen des vorbeugenden Brandschutzes wurde für beratende Tätigkeiten während der Baugenehmigungsplanung, Abstimmungsgespräche mit der Genehmigungsbehörde, Erstellung des Brandschutznachweises und Begleitung der Ausführungsplanung ein Planungsbüro für vorbeugenden Brandschutz hinzugezogen.
Brandschutzgutachten der Bestandskonstruktionen
Aufgrund der vorgesehenen Nutzung des Gebäudes bestehen genaue Anforderungen bezüglich der Feuerwiderstandsdauer der Deckenkonstruktionen über dem Erdgeschoss und dem Obergeschoss. Die vorhandenen Decken entsprechen keinem dokumentierten Regelaufbau. Eine Beurteilung der Feuerwiderstandsdauer kann nur durch punktuelle Untersuchungen von einem Fachmann dieses Gebietes vor Ort erfolgen. Hierzu wurde ein Ingenieurbüro für Brandschutz von Bauarten hinzugezogen und am 12. Dezember 2019 mit der Durchführung entsprechender Untersuchungen beauftragt. Ein Bericht lag am 27. Januar 2020 vor. Dieser wurde nach weiteren Untersuchungen im Oktober 2020 mit Revision vom 02. November 2020 ergänzt.
Analyse des Sockelmauerwerks
Bei Verdacht auf Vorliegen von gipshaltigem Mauerwerk sind die Einschaltung eines mit dieser Problematik erfahrenen Fachlabors sowie eine detaillierte Untersuchung unumgänglich. Die Notwendigkeit einer der Planung vorgeschalteten Mauerwerksanalyse besteht aus folgenden Gründen:
Nach Angebotseinholung wurde am 24. August 2020 eine Fachfirma mit der Analyse beauftragt. Ein Bericht mit Sanierungsempfehlungen liegt seit dem 05. November 2020 vor.
Bedarfsplanung, Abstimmung mit dem zukünftigen Nutzer
Um die Anforderungen des zukünftigen Nutzers an das Gebäude zu definieren und in eine zum historischen Gebäudegrundriss passende Raumaufteilung zu integrieren waren intensive Abstimmungen erforderlich. Auch hinsichtlich der Nutzung des Gebäudes als Bibliothek mit einem Präsenzbestand von über 20.000 Medien wurden verschiedene Konzepte und Möblierungsvarianten in Bezug auf die Tragfähigkeit der vorhandenen Decken erarbeitet. Involviert waren hier neben dem Nutzer und dem Objektplaner auch der Tragwerksplaner und der Planer für die technische Gebäudeausrüstung. Zum einen ist das ertüchtigen der historischen Decken ohne tiefgehende Eingriffe in die Substanz größtenteils nicht möglich. Zum anderen ist auch die Versorgung mit Medien aufgrund der wertvollen Oberflächen nicht überall und über alle Wege erreichbar. Vor allem im Hinblick auf Denkmalschutzaspekte sind hier enge Grenzen gesteckt. Der letzte Stand der abgestimmten Grundrissplanungen wurde am 25. September 2020 an den Nutzer übergeben.



