Förste
Förste im Wandel der Jahrhunderte
In der sumpfigen Niederung des Sösetales eigneten sich einige höhergelegene Bereiche zur Anlage einer Siedlung. Schrittweise erfolgte eine Trockenlegung und Kultivierung der Talaue, in der sich im Bereich des heutigen Ortes die Kreuzung zweier wichtiger Verkehrsverbindungen befand. Hier traf die überregional bedeutsame Handelsstraße von Duderstadt - Wulften - Dorste - Förste - Seesen auf den Verbindungsweg Osterode - Förste - Westerhöfer Wald - Leinetal. In einer Königsurkunde Otto III. aus dem Jahr 990 wird Förste erstmals erwähnt. Seit dem 12. Jahrhundert gehörte Förste zum Herrschaftsbereich der Welfen. Die Grundherrschaft hatten verschiedene Adelsfamilien und Klöster inne. So verfügten die Familien von Letgast, von Oldershausen, von Behr, von Steinberg und von Rössing über Besitzungen und Rechte im Dorf. Auch verfügten Klosterfrauen des Stiftes Gandersheim und das Osteroder St. Jacobi-Kloster über Landbesitz in Förste. Die Ritter von Letgast, die als Burgmannen auf der nahegelegenen Silberburg im Lichtenstein lebten, stifteten 1304 die Förster Kapelle (1890/1938 abgebrochen). Nach dem Aussterben dieser Familie 1353 gingen deren Besitzungen an die von Oldershausen über, die bis ins 20. Jahrhundert hinein die größten Grundbesitzer des Ortes waren. Seit einer Erbteilung im Jahr 1429 lebten in Förste zwei Linien der Familie von Oldershausen, die auf dem später sogenannten Bärenhof bzw. auf dem Crauelschen Hof und ab dem 16. Jahrhundert auf dem Oberen Hof (Gutshof) saßen. Zu den Höfen gehörten jeweils noch mehrere kleinere Bauernstellen, Mühlen und Gasthäuser, die das Bier der Gutsbrauereien ausschenkten. 1596 fiel durch Einheirat der untere Gutshof an die Familie von Behr, die den Bärenhof samt Zubehör 1750 an die Bergbaukasse Clausthal verkaufen musste.
Neben der Landwirtschaft, die bis ins 20. Jahrhundert den Haupterwerbszweig der Förster darstellte, gab es auch eine Reihe anderer Gewerbe im Bereich des Dorfes. Alte Schlacken weisen auf die Tätigkeit mittelalterlicher Schmelzhütten bei Förste hin. Einige der im Ort ansässigen Handwerker stellten Gerätschaften her, die in der Landwirtschaft Verwendung fanden (Stellmacher, Sattler, Böttcher). Andere Handwerker produzierten entweder Dinge des täglichen Bedarfs (z. B. Bäcker, Schuster, Schneider) oder waren als Bauhandwerker tätig. Eine Papiermühle und mehrere Mahlmühlen nutzten die vorhandenen Wasserkräfte aus. Die Gipsvorkommen bei Förste wurden und werden zur Gewinnung von Baumaterial genutzt. Die in Förste lebenden Juden, die auch einen eigenen Friedhof unterhielten, waren häufig als Viehhändler tätig.
Zwischen 1862 und 1882 erhielten die landwirtschaftlich genutzten Flächen der Förster Feldmark in einem sogenannten Teilungs- und Verkopplungsverfahren einen neuen Zuschnitt. Die Allmendeflächen, die bislang von allen Gemeindeberechtigten genutzt wurden, verteilte man dabei auf die einzelnen Höfe. Viele Felder und Weiden, die durch Erbteilungen in sehr kleine Parzellen unterteilt worden waren, legte man nunmehr zu größeren und besser zu bewirtschaftenden Flächen zusammen. Ablösung, Teilung und Verkopplung hatten die Förster Landwirtschaft auf eine modernen Grundlage gestellt. Es war nun das erforderliche Kapital vorhanden, die Landwirtschaft schrittweise zu mechanisieren. Der verstärkte Düngereinsatz verbesserte die Betriebsergebnisse der Höfe. Die Gründung einer Molkereigenossenschaft 1898 (Molkerei bestand bis 1939) und der Bau eines neuen Schulhauses 1913/1914 wiesen auf die erfolgreichen Entwicklungen des Dorfes hin. 1898 erhielt die Gemeinde mit der Eröffnung der schmalspurigen Kreisbahn einen Eisenbahnanschluss (1967 Stillegung der Kreisbahn).
Mit der Eingliederung der Flüchtlinge nach dem 2. Weltkrieg, die Einwohnerzahl wuchs von 1537 im Jahr 1939 auf 2559 im Jahr 1950, änderte sich die Bevölkerungsstruktur des Ortes. In neuen Baugebieten entstand zusätzlicher Wohnraum. Für die Zuwanderer standen im Dorf nur wenige Arbeitsplätze in der Landwirtschaft und den örtlichen Betrieben zur Verfügung. Gleichzeitig verringerte sich der Arbeitskräftebedarf durch den Wandel in der Landwirtschaft. Immer mehr Einwohner Förstes waren gezwungen, als Pendler in anderen Orten - insbesondere in der Industriestadt Osterode - Arbeit anzunehmen. Seit den 60er Jahren werden in Förste Mineral- und Heilwässer gewonnen und abgefüllt. Die Flurbereinigung 1959 - 1974 führte zu einer Neuordnung der Wirtschaftsflächen sowie des Wege- und Gewässernetzes. 1972 wurde Förste in die Stadt Osterode am Harz eingemeindet. In der Ortschaft leben heute 1893 Einwohner (Stand Juli 2012).