Lasfelde/Petershütte/Katzenstein
Aus der Geschichte der Orte Lasfelde, Petershütte und Katzenstein
Auf dem Höhenzug der Kalkberge oberhalb der heutigen Ortschaften lag die Pipinsburg, deren älteste Bereiche man um 500 vor Christus erbaute. Die außerordentliche Größe des Burgplatzes und die archäologischen Befunde lassen darauf schließen, dass die Pipinsburg ein wirtschaftlicher, kultureller und politischer Mittelpunkt der Region war. Gegen Ende der vorchristlichen Eisenzeit endete die Besiedlung der Anlage, die, vermutlich im Zuge einer kriegerischen Auseinandersetzung, zerstört wurde. Erst ab dem 8. / 9. Jahrhundert nutzte man die Burg erneut, der eine wichtige Funktion bei der Sicherung und Kontrolle bedeutender Handelsstraßen (Harzrandstraße Nordhausen - Osterode - Seesen, Alte Harzstraße Northeim - Osterode - Goslar) zukam. In dieser Zeit soll auch im Bereich der heutigen Ortschaft Lasfelde ein Jagd- und Forsthof entstanden sein. 1365 wurde die mittelalterliche Pipinsburg im Laufe einer Fehde zwischen Herzog Albrecht von Braunschweig und Landgraf Friedrich von Thüringen zerstört. Die Grundherrschaft in Lasfelde hatten verschiedene Adelsfamilien und Klöster sowie das Erzbistum Mainz inne. Insbesondere der Mainzer Erzbischof tritt als Lehnsherr im Bereich des Ortes auf. Über Besitzungen und Rechte in Lasfelde verfügten die Familien von Blankenburg, von Windhausen, von Berkenstein und von Westerode. Auch die Grafen von Lauterberg und die Grafen von Scharzfeld hatten Landbesitz in Lasfelde inne. Ebenso besaßen das Kloster Walkenried und das Osteroder St. Jacobikloster Rechte und Grundeigentum in Lasfelde. Schließlich lassen sich auch Rechte der deutschen Könige in Lasfelde nachweisen. So hatte der deutsche König Wilhelm das Patronatsrecht über die Dorfkapelle inne, das er 1252 auf das St. Jacobikloster in Osterode übertrug. Ende des 13. Jahrhunderts erwarb das Osteroder Kloster systematisch Rechte im Raum Lasfelde und wurde somit zu einem der bedeutendsten Grundherren im Dorf.
Anfang des 16. Jahrhunderts entstanden an der Söse, unterhalb der Stadt Osterode, drei Eisenhütten: die Petersche Hütte, die Schwarze Hütte und die Hütte vor dem Katzenstein. Verhüttet wurden Erze aus den Gruben des nahen Harzes. Im Bereich der Hüttenbetriebe entstanden auch Häuser, in denen die Hüttenarbeiter wohnten. Petershütte und Katzenstein wuchsen bis Ende des 16. Jahrhundert zu kleinen Siedlungen mit dörflichen Charakter heran. Die Petersche Hütte und die Hütte vor dem Katzenstein stellten um 1600 ihren Betrieb ein, da die konkurrierenden Erzschmelzen des Oberharzes profitabler arbeiteten.
1689 lebten in Petershütte 55, in Katzenstein 62 und in Lasfelde 190 Menschen. In Petershütte gründete man schon 1586 eine Papiermühle, die bis in die 1860er Jahre produzierte. In den Gebäuden der Papiermühle wurde dann noch als Zweigbetrieb des Osteroder Kupferhammers ein Hammerwerk eingerichtet, das noch bis in die 30er Jahre produzierte. Die Schwarze Hütte wurde noch bis Anfang des 18. Jahrhunderts als Hammerhütte betrieben. 1725 richtete die Clausthaler Bergbehörde auf dem Hüttengelände eine Ziegelbrennerei und einen Kalkofen ein, die Baumaterialien, vor allem für die Bauten im Oberharz, lieferten. Im sogenannten Kalkofen verarbeitete man dabei die reichen Gipsvorkommen bei Katzenstein, die schon seit dem Mittelalter ausgebeutet wurden. Um 1700 lebten in Petershütte und Katzenstein vor allem Tagelöhner, die in den örtlichen vorindustriellen Betrieben arbeiteten, aber auch schon als „Berufspendler" im nahen Osterode oder auf dem Harz ihren Lebensunterhalt verdienten. In Lasfelde gab es neben den auch dort ansässigen Tagelöhnern eine ganze Reihe von Bauern. Deren Höfe brachten aufgrund der geringen Größe der Bauernstellen und der schlechten Bodenqualität nur geringe Erträge. Nur wenige Handwerksbetriebe konnten sich in jener Zeit in den Dörfern entwickeln, da die Ausübung dieser Berufe im näheren Umfeld der Stadt Osterode zahlreichen Einschränkungen unterlag.
Erst die einsetzende Industrialisierung und die dadurch bedingte Schaffung neuer Arbeitsmöglichkeiten führte zu einem schnellen Bevölkerungszuwachs in den Dörfern. 1823 zählte man in Petershütte 171 Einwohner und 31 Häuser, in Katzenstein 161 Einwohner und 29 Häuser während in Lasfelde 375 Menschen in 64 Häusern wohnten. Insbesondere in der nahen Industriestadt Osterode fanden zahlreiche Erwerbstätige aus Lasfelde, Petershütte und Katzenstein Arbeit. Die Bewohner der Dörfer erzielten ihr Einkommen überwiegend aus Industriearbeit. Landwirtschaft, die oft auch im Nebenerwerb betrieben wurde und handwerkliche Tätigkeiten spielten nur eine untergeordnete Rolle. Mit der Eröffnung der schmalspurigen Kreisbahn Osterode - Kreiensen erhielten 1898 Lasfelde und die örtlichen Betriebe einen Anschluss an das Eisenbahnnetz. Die Orte Lasfelde, Petershütte und Katzenstein bezeichnete man in der Umgangssprache als „Seestädte", da, vor dem Bau der Sösetalsperre 1928 - 1931, die häufigen Überschwemmungen der Söse auch die ufernahen Gebäude der Dörfer in Mitleidenschaft zogen.
Mit der Eingliederung der Flüchtlinge nach dem 2. Weltkrieg wuchs die Einwohnerzahl von 1939 bis 1949 in Petershütte von 515 auf 832, in Katzenstein von 618 auf 1030 und in Lasfelde von 830 auf 1388. In neuen Baugebieten entstand zusätzlicher Wohnraum. Obwohl in Lasfelde schon 1882 eine eigene Kirche errichtet wurde, die die älteren Kapellen bzw. Beträume ersetzte, gehörten die Seestädte noch bis 1955 zum Sprengel der Osteroder St. Aegidiengemeinde. Erst in diesem Jahr bildete man einen eigenen, die Seestädte umfassenden Pfarrbezirk. Schon Ende der 50er Jahre setzte eine verstärkte Ansiedlung von Betrieben in Lasfelde, Petershütte und Katzenstein ein. Unternehmen, deren bisherige Standorte in den engen Harztälern nicht mehr den Erfordernissen einer modernen Betriebsführung entsprachen, verlagerten ihre Produktionsanlagen in die Seestädte. Eine Eisengießerei und kunststoffverarbeitende Fabriken entstanden, da hier große Flächen für Gewerbezwecke zur Verfügung standen und auch mit dem Ausbau der Bundesstraße Seesen - Osterode - Herzberg Anfang der 70er Jahre die verkehrliche Anbindung sehr gut war. Diese Entwicklung setzte sich in den 80er und 90er Jahren fort. Es entstanden die großen Gewerbegebiete „An der Bahn" und „Westharz". In Lasfelde, Petershütte und Katzenstein sind heute viele Unternehmen zum Beispiel aus den Bereichen Chemie, Elektronik, Kunststofftechnik, Druckplattenproduktion, Zentrifugen- und Gefrieranlagenherstellung tätig. Auch die traditionelle Gipsindustrie ist in Katzenstein noch vorhanden. Während noch nach dem 2. Weltkrieg viele Bewohner der Seestädte in anderen Gemeinden Arbeit suchen mussten, stehen hier heute zahlreiche Arbeitsplätze zur Verfügung, so dass viele Menschen auch aus der Umgebung in den Orten arbeiten. Die drei Seestädte bilden schon seit Jahrzehnten eine bauliche Einheit. Die Beziehungen mit der Nachbarstadt Osterode waren in wirtschaftlicher, städtebaulicher und infrastruktureller Hinsicht sehr eng. 1971 wurden Lasfelde, Petershütte und Katzenstein in die Stadt Osterode am Harz eingemeindet. In Petershütte leben heute 745, in Katzenstein 1121 und in Lasfelde 1212 Einwohner (Stand Juli 2012).