20 Jahre Städtepartnerschaft Osterode am Harz - Ostróda/Polen
20 Jahre Städtepartnerschaft Osterode am Harz – Ostróda/Polen
Die Stadt Osterode am Harz hat im Zuge der politischen Öffnung Ende der 1980er Jahre Kontakte nach Ostróda in Polen, dem ehemaligen Osterode/Ostpreußen, geknüpft. Es ist dabei von besonderer Bedeutung, dass die seit 1952 bestehende Patenschaft zu dem Vertriebenenverband Kreisgemeinschaft Osterode/Ostpreußen hier den Anstoß gegeben hat, mit den heutigen Bewohnern von Ostróda ins Gespräch zu kommen. So hat eine Organisation, die gegründet wurde, um die Interessen der Vertriebenen zu vertreten, den Weg zu einer Kontaktaufnahme zwischen den beiden Städten aufgezeigt. Im Jahr 1988 fand eine gemeinsame Reise von Vertretern der Kreisgemeinschaft Osterode/Ostpreußen und der Stadt Osterode am Harz nach Ostróda statt. Die einmal geknüpften Kontakte rissen in den folgenden Jahren nicht wieder ab und sowohl in der deutschen als auch in der polnischen Stadt reifte der Gedanke, diese Verbindung auf eine dauerhafte Basis zu stellen.
Nach einer längeren Vorbereitungsphase konnte am 16. April 1994 die Städtepartnerschaft zwischen Osterode am Harz und Ostróda besiegelt werden. Stadtdirektor Enno Mönnich und Bürgermeister Wolfgang Dernedde aus der Harzstadt und Bürgermeister Piotr Zmich und der Stadtratsvorsitzende Henryk Szubstarski aus Ostróda unterzeichneten die Urkunden im Ratssaal des Harzkornmagazins. Auch Claude Hujeux als Vertreter der Stadt Armentières, mit der Osterode am Harz bereits seit 1963 eine lebendige Städtepartnerschaft pflegt, nahm an der Zeremonie teil.
Bürgermeister Dernedde formulierte die Zielsetzung der neuen Städtepartnerschaft: „Wir wollen, dass sich Freundschaften entwickeln, weil wir überzeugt sind, dass das Vertrauen der Menschen zueinander, dass Freundschaften, auch unter Menschen unterschiedlicher Nationalitäten, der beste Garant für die Unverletzlichkeit der Menschenrechte sind“. Auch Bürgermeister Zmich wies auf die Bedeutung des Partnerschaftsvertrages hin, „der sich zweifelsohne auf den Prozess des gegenseitigen Verstehens zwischen unseren Völkern positiv auswirken wird“. Darüber hinaus werde diese Städtefreundschaft „zum Abbau der Vorurteile auf beiden Seiten beitragen“. In diesem Sinn heißt es auch in der Partnerschaftsurkunde: „Durch die Zusammenarbeit beider Städte wollen sie zur Verständigung und Aussöhnung ihrer Völker und zur Sicherung des Friedens in Europa einen kommunalen Beitrag leisten“. Wenige Tage später, am 23. April 1994, wurden im Rahmen eines Festaktes in der ehemaligen Ordensburg in Ostróda die Partnerschaftsurkunden nochmals unterzeichnet.
Schon in der Vorbereitungsphase der Partnerschaft fanden zahlreiche Besuche statt, wobei auch immer Jugendliche aus beiden Städten in diese Programme eingebunden wurden. Im Bereich der Wirtschaft entstanden Kontakte, die von der Wego (Werbegemeinschaft Osterode) und der Kreishandwerkerschaft in Osterode gefördert wurden. Auch eine Partnerschaft zwischen dem Roten Kreuz in Osterode am Harz und in Ostróda entwickelte sich. Vielseitige Besuchsprogramme im kulturellen, schulischen, gesellschaftlichen und sportlichen Bereich prägen heute die Städtepartnerschaft.
Der Landkreis Osterode am Harz hatte 1953, dem Beispiel der Kreisstadt folgend, auch eine Patenschaft für den Vertriebenenverband Kreisgemeinschaft Osterode/Ostpreußen übernommen. So lag es nahe, auch mit den heutigen Bewohnern der Region Ostróda eine partnerschaftliche Verbindung aufzubauen. Am 25. Mai 2001 unterzeichneten Landrat Bernhard Reuter und sein Amtskollege Jan Antochowski in der Burg in Ostróda eine Urkunde, die die Partnerschaft zwischen dem Landkreis Osterode am Harz und dem Kreis Ostróda/Polen begründete. Landrat Reuter führte in seiner Rede aus: „Eine funktionierende Partnerschaft kann – nach meinem Verständnis – immer nur eine solche von unten nach oben sein. Sie muss und sie wird sehr bald mehr sein als eine Begegnung von Kreistagsabgeordneten und Landräten. Ohne Zweifel sind die persönlichen Kontakte auch auf dieser Ebene notwendige Bedingungen für ein Funktionieren der Partnerschaft. Die offizielle Ebene ist Mittel zum Zweck und der Zweck besteht darin, dass sich Menschen aus unseren Landkreisen begegnen. Unsere Partnerschaft soll und muss daher eine Verbindung von Menschen für Menschen sein“.
Das Beispiel der langjährigen Städtepartnerschaft zwischen Osterode am Harz und Armentières in Frankreich hat deutlich gemacht, wie sinnvoll gerade Verbindungen auf kommunaler Ebene zwischen Menschen verschiedener Nationen sind. Eine feste, belastbare Freundschaft verbindet heute die Länder, die sich über Jahrhunderte als „Erbfeinde“ gegenüberstanden. Man hat heute die teils sehr harten Lektionen der Geschichte gelernt und die richtigen Schlüsse daraus gezogen. So leisten auch die Partnerschaften mit polnischen Kommunen ihren Beitrag für eine gemeinsame europäische Zukunft. Bieten sie doch gerade die Möglichkeit, einen persönlichen, direkten Austausch zwischen den Menschen zu ermöglichen. Noch vor 20 Jahren standen Polen und Westdeutsche in verschiedenen Blöcken gegenüber. Heute sind beide Nationen über die Nato und seit 2004 auch über die Europäische Union (EU) eng verbunden.
Auch personelle Veränderungen in den Kommunalverwaltungen in Deutschland und Polen beeinträchtigten den Fortbestand der Städtepartnerschaft nicht. Heute pflegt Klaus Becker, seit 2004 Bürgermeister in Osterode am Harz, freundschaftliche Kontakte zu seinem Amtskollegen Jan Nosewicz in Ostróda. Zahlreiche private Kontakte sind durch die 1994 begründete Städtepartnerschaft und die Kreispartnerschaft von 2001 entstanden. Zwar erfordert die Entfernung zwischen beiden Städten von etwa 850 km eine vielstündige Fahrt, doch lässt die stets herzliche Aufnahme bei Freunden schnell etwaige Reisestrapazen vergessen. Natürlich gab es, wie in jeder Partnerschaft, auch mal Verständigungsprobleme, wobei insbesondere sprachliche Barrieren zu überwinden waren, doch sind die Kontakte stets vom freundschaftlichen Miteinander gekennzeichnet. So konnte sich innerhalb der letzten 15 Jahre eine lebendige Freundschaft entwickeln, die die Menschen in Europa zusammenführt.
Text: Ekkehard Eder/Stadtarchiv Osterode
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