Umgestaltung Johannistorplatz (Stand: 25.01.2022)
Der im Sanierungsgebiet „Nördliche Altstadt/Kornmarkt“ liegende Johannistorplatz soll zukünftig als ein attraktiver Freiraum zwischen der nördlichen und östlichen Altstadt dienen und als Stadteingangsbereich aufgewertet werden.
Im Bereich des heutigen Johannistorplatzes befand sich einst das Flussbett der Söse. Erst in späterer Zeit wurde der Fluss kanalisiert und in Richtung des Röddenberges verlagert. Der mittelalterliche Mühlengraben folgt hier jedoch bis heute dem einstigen Verlauf der Söse. Ab dem 13. Jhd. begann die Erweiterung der Stadtmauer sowie die Errichtung eines Tores, um die wachsende Stadt zu schützen und den Zugang zu kontrollieren.
Das Johannistor bildete - als eines von vier Toren - den nordöstlichen Zugang zur ummauerten Stadt und war Ausgangspunkt für die wichtige Handelsroute zu den Bergorten des Oberharzes. Es zeugte von Wehrhaftigkeit und Selbstverständnis der Stadtgesellschaft gegenüber der Macht der Kirche sowie insbesondere auch dem Fürstenstand der nahegelegenen Osteroder Burg. Nach Erkenntnissen der archäologischen Grabungskampagnen im Jahr 2019 wurde das Bauwerk in mehreren Bauabschnitten als massive Doppeltoranlage errichtet. Nach dem Überqueren einer vermutlich hölzernen Sösebrücke erfolgte der Zugang durch einen äußeren Torbogen. Daran schlossen sich die Torgasse (Zwinger) sowie der turmartige Hauptbau des Johannistores an. Flankiert wurde die Anlage durch die Stadtmauer und weitere Nebengebäude. Südöstlich des Tores und vor der Wehrmauer befand sich zugleich der Stadtgraben, als eine im Konfliktfall für Angreifer zu überwindende Barriere und freies Schussfeld für die Verteidiger.
Um 1770 wurden die Doppeltoranlage sowie große Teile der Stadtmauer abgebrochen. Zur Wahrnehmung der Kontroll– und Zollfunktion am Zugang zur Stadt, wurde Anfang des 19. Jhds. ersatzweise ein Wachgebäude der Osteroder Polizei errichtet. Auf dem Areal des Stadtgrabens - zwischen Söse und Mühlengraben - entstanden Gärten sowie das sogenannte Bettenreinigungshaus. Auf dem Fußweg an der Schildwache war es zu dieser Zeit noch möglich, durchgängig entlang der Stadtmauer zu flanieren. In den letzten Kriegstagen des April 1945 wurden, durch die fehlgeschlagene Sprengung der Sösebrücke, zahlreiche umliegende Gebäude (u.a. Bettenreinigungshaus und Wachgebäude) zerstört bzw. schwer beschädigt.
Ab 1947 entstanden auf der beräumten Platzfläche ein Pavillonbau, als Ausstellungsfläche des damaligen Modehauses Schrader. Die einstigen Gärten sowie der Mühlengraben wurden damit schrittweise vollständig überbaut und für Jahrzehnte aus dem Stadtbild gelöscht. Im Zuge der Aufgabe der letzten Nutzung - Spielwaren LENZ - konnte die Stadt Osterode am Harz das Grundstück im Jahr 2016 erwerben. Als prioritäre städtebauliche Entwicklungsmaßnahme wird seither konsequent die Sicherung (Temporäre Einhausung Mühlengraben 2018) und Erforschung (Archäologische Grabungskampagnen 2019) der historischen Strukturen am Johannistorplatz vorangebracht.






Die Ergebnisse der archäologischen Grabung zeigen auf, dass der Johannistorplatz eine Vielzahl an Anforderungen zur angemessenen Abbildung seiner historischen Schichtungen sowie den künftigen Erfordernissen an einen urbanen Freiraum erfüllen muss. Es wird ein Ort geschaffen der den verschiedenen Nutzungsansprüchen multifunktional gerecht wird. Zum anderen werden die mikroklimatischen Gegebenheiten sowie eine barrierefreie und generationsübergreifende nutzungsoffene Gestaltung umgesetzt.
Der Planungsansatz des Vorentwurfs legitimiert und entwickelt sich aus der Geschichte. Er veranschaulicht und respektiert die vorgefundenen epochalen Schichtungen. Die nordwestliche Fläche zeichnet die sich im Untergrund erhaltenden historischen Mauern nach. Natursteineinsätze bilden diese Strukturen in den Pflasterflächen ab. Das Doppeltor wird partiell als Sitzelement ausgebildet. Eine indirekte Ausleuchtung ergänzt den historischen Umriss. Die Separierung durch das markante langgezogene Sitz-/Treppenelement differenziert Schichtungen und Atmosphäre des künftigen Platzes. Die südöstliche Teilfläche wird auf das einstige Bodenniveau abgesenkt. Als Reminiszenz an den Stadtgraben wird durch das Spiel mit der Höhe eine spannende Differenzierung der Platzfläche geschaffen.
Die Standorte für Baum- und Wiesenflächen zitieren hier zum einen die Gartennutzung des 19. Jhd. und erfüllen zugleich heutige ökologische, bodenschützende sowie mikroklimatische Anforderungen. Das knöchelhoch wassergefüllte Bassin - mit Überlauf in den Mühlengraben - zitiert mit diesem, dass einst hier verlaufende Sösebett. Zugleich bildet die rechteckige Struktur eine Nachzeichnung der ehemaligen Bebauung. In dieser Synthese aus Geschichts– und Gegenwartsbewusstsein überlagern keine orts- und wesensfremden Strukturen den künftigen Platz und stellen daher dessen Authentizität klar heraus.
Februar 2022: Die Planungen für die Umgestaltung des Johannistorplatzes beginnen.
- November 2021: Für die Planung des Johannistorplatzes wurde das Büro TGP Landschaftsarchitekten aus Lübeck beauftragt. Das Landschaftsarchitekturbüro hat bereits den ersten Platz mit seinem Entwurf für den Kornmarkt erhalten und wird nun die Planungen der Freianlage am Stadteingang mitgestalten. Der Entwurf des Johannistorplatzes erfolgte bereits durch das Bauamt der Stadtverwaltung Osterode am Harz (s. Lageplan)
- Mai 2021: 3D-Rekonstruktion vom historischen Johannistor als Kurzfilm "Digitale Renaissance".
- Januar 2020: Der Entwurfsstand ist am Johannistorplatz ausgestellt. Dem Planungsbüro wurde die städtische Entwurfsplanung übergeben und wird in dieser Form der weiteren Planung zugrunde gelegt.
November 2019: Die II. Grabungskampagne wurden erfolgreich abgeschlossen. Die Fortsetzung der im Frühjahr 2019 begonnen Maßnahmen, erbrachte eine Vervollständigung der bisherigen Erkenntnisse und bietet einen ausreichenden Datenbestand zur Interpretation der freigelegten Fundamente. Ziel war die Klärung der Situation zum Johannistor, dem Zwinger sowie den Tornebengebäuden und möglichen Fundamentresten des sog. Bettenreinigungshauses. Die Grabung zeigt auf, dass im Platzbereich sehr vielfältige historische Schichtungen vorzufinden sind. Der Grabungsbericht kann >>HIER<< abgerufen werden.
September 2019: Der Entwurfsstand der Freiraumplanung wurde dem Bauausschuss vorgestellt. Das Konzept spiegelt die historischen Schichten des Ortes wider und begründet sich aus diesem. Die Schaffung eines Verweilortes der Ruhe und Kontemplation; einer flexiblen Multifunktionsfläche zur mehrfachnutzbaren Verwendbarkeit des Platzes stehen zudem im Mittelpunkt. Berücksichtigung finden auch die mikroklimatische Anpassung an den Klimawandel und der Stadtökologie, eine Vegetationsplanung sowie die Öffnung des Fließgewässers Mühlengraben. Die zwingende Berücksichtigung der Barrierefreiheit sowie eine generationsübergreifende und nutzungsoffene Gestaltung sind - zusammen mit der Natürlichkeit und dem Ortsbezug der geplanten Materialität - weitere wesentliche Leitlinien des Entwurfs.
April 2019: Die archäologischen Grabungen auf dem Johannistorplatz haben begonnen. Es sind zwei Grabungskampagnen angesetzt.
2018: Beauftragung eines Planungsbüros zur Erstellung eines gestalterischen Konzeptes. Auf Basis des Gestaltungskonzeptes, wurde vom Fachbereich Stadtentwicklung der Stadt Osterode am Harz eine Freiraumplanung entwickelt.
Die Planungen für die Umgestaltung des Johannistorplatzes soll 2022 beginnen.
- Projektabschluss „Werkstatt Zukunft Altstadt“ (20.05.2021)
- Kornmarkt und Brauhausplatz: Bürgerbeteiligung startet ab 12. April 2021 (27.03.2021)
- Bericht zur archäologische Ausgrabung am Johannistorplatz übergeben (02.08.2020)
- Johannistorplatz: Beginn der II. Grabungskampagne (14.10.2019)
- Dritte Grabungswoche - Archäologische Ausgrabung am Osteroder Johannistorplatz (23.04.2019)
- Zweite Grabungswoche - Archäologische Ausgrabung am Osteroder Johannistorplatz (16.04.2019)
- Erste Grabungswoche - Archäologische Ausgrabung am Osteroder Johannistorplatz (09.04.2019)
- Archäologische Ausgrabung am Osteroder Johannistorplatz (02.04.2019)
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